MEDTECH-INSIDE – Teil 17: Finanzierung im Medtech-Mittelstand
Medtech-INSIDE ist die Finanzkolumne von medtech zwo. Unser Autor ist Dr. André Zimmermann, Partner beim Tübinger Brancheninvestor SHS und als Business-Development-Experte weltweit im Medtech-Sektor vernetzt.
MEDTECH-INSIDE Teil 17: FINANZIERUNG IM MEDTECH-MITTELSTAND
Die deutsche Medtech-Industrie meldet für 2021 ein Umsatzplus von 6,3 Prozent auf 36,4 Mrd. Euro, so der Branchenverband Spectaris, der aber auch dunkle Wolken am Konjunkturhorizont sieht. Besonders akut sind die Verwerfungen und Preissteigerungen in der Lieferkette und das Bürokratiemonster MDR, das sogar eingeführte Produkte in einen neuen Zulassungsmarathon zwingt. Ein Aufwand, den viele Hersteller scheuen und stattdessen auch bewährte Produkte vom Markt nehmen. Kardiologen der Uniklinik Freiburg klagen bereits über Lieferschwierigkeiten bei Stents für Kinder.
Langfristiger Erfolg braucht Eigenkapital
Unternehmen benötigen in dieser schwierigen Situation ausreichend Kapital zur Finanzierung von F&E, Zulassung und zum Aufbau neuer Lieferketten, um nur ein paar Baustellen zu nennen. Um die vielfältigen Kostensteigerungen aufzufangen, sollte der Medtech-Mittelständler expandieren, zum Beispiel durch Internationalisierung. Mittelständische Unternehmen scheuen jedoch häufig die Risiken eines Markteintritts in den USA oder in China, nicht nur finanziell, sondern auch aufgrund mangelnder Erfahrung und fehlender Netzwerke.
Dennoch zählt die Medizintechnik aufgrund der alternden Weltbevölkerung zu den Branchen mit Zukunft. So prognostiziert Frost & Sullivan für die Healthcare-Branche ein Wachstum von 6,5 Prozent p.a. bis 2025. Dazu kommt ein weltweit gestiegenes Bewusstsein für die Bedeutung einer starken Healthcare-Industrie für ein verlässliches Gesundheitswesen.
Hausbank oder Private Equity?
Wie kommt der Medtech-Mittelständler nun zu neuem Kapital, um die Herausforderungen zu meistern? Neben der Hausbank bieten sich die großen Banken an, aber besonders für letztere ist eine Mittelstandsfinanzierung meist nicht attraktiv. Der Krieg in der Ukraine und die Pandemie haben im Bankensektor zu einem noch restriktiveren Verhalten bei der Kreditvergabe geführt, dazu sind die Eigenkapitalvorschriften verschärft worden.
Weitere Optionen zur Kapitalbeschaffung sind Leasing, Factoring, Förderdarlehen, staatliches Wagniskapital, Anleihen, Schuldscheine und: Private Equity. Vor allem Letzteres schätzen mittlerweile auch erfahrene Mittelständler, denn im besten Fall bringt ein Private-Equity-Investor nicht nur Kapital, sondern auch Branchenwissen, Erfahrung und ein starkes Netzwerk mit. Wie der Tübinger Brancheninvestor SHS, der vor drei Jahren in die Blazejewski MEDI-TECH GmbH investiert hat. Mit frischem Kapital und interner technischer Expertise konnte der Hersteller von Endoskopen die Unternehmensentwicklung und internationale Expansion vorantreiben und parallel die Hürden der MDR mit einem Partner an der Seite nehmen. Das Ziel, Blazejewski global als innovativen Hightech-Hersteller zu etablieren, wurde erreicht – dank einer starken Partnerschaft.