Von künstlicher Intelligenz bis zu Biokunststoffen, von Nanovibrationen bis zu Augmented Reality: Beim 8. Medtech Pitchday am 9. März 2022 stellten elf Medizintechnik-Start-ups ihre Ideen vor, wie sie mit innovativen Technologien die Gesundheitsversorgung verbessern wollen. Bei der Veranstaltung trafen sie auf potentielle Investoren und führende Medizintechnikunternehmen und Kostenträger.
Das Interesse an der Veranstaltung, die wegen der Corona-Pandemie wie im Vorjahr rein digital stattfand, war so groß wie noch nie. „Wir freuen uns, dass sich mehr als 150 Start-ups aus ganz Europa für die Teilnahme beworben haben“, sagte Lukas Hoffmann, Start-up-Manager beim Health Innovation Port, der den Medtech Pitchday zusammen mit Dräger, der B. Braun Stiftung, dem B. Braun Accelerator, der Techniker Krankenkasse und dem High-Tech Gründerfonds organisiert. „Rund 50 relevante Investor*innen haben sich angemeldet.“
Fokus Digitalisierung
In jeweils zehnminütigen Live-Pitches präsentierten die ausgewählten Start-ups ihre Ideen und stellten sich den Nachfragen des internationalen Fachpublikums. Die Digitalisierung spielte dabei eine zentrale Rolle. So wird künstliche Intelligenz von Aisthesis Medical aus Athen für ein Anästhesie-Monitoring in Echtzeit, von Third Eye Intelligence aus London für die Vorhersage von Risiken bei der Intensivbehandlung und von aiEndoscopic aus Zürich für mehr Sicherheit bei der robotergestützten Endoskopie genutzt. Artiness aus Mailand setzt auf Augmented Reality, um Chirurgen bei kardiovaskulären Eingriffen zu unterstützen. RYVER.AI aus München ermöglicht die automatisierte Anonymisierung und Zusammenführung sensibler Patientendaten für Auswertungszwecke. Und Orthopy Health aus Hamburg hat die erste Gesundheits-App entwickelt, die bei akuten orthopädiscshen Verletzungen hilft.
Doch auch aus dem Bereich der klassischeren Medizintechnik kommen intelligente Hightech-Lösungen: Resistell aus Muttenz bei Basel misst die Nanovibrationen von Bakterien im Blut, um die bislang zeitaufwendige Bestimmung der geeigneten Antibiotika-Behandlung auf wenige Stunden zu verkürzen. RAYDIAX aus Magdeburg entwickelt ein CT-System für minimalinvasive Operationen. SeCathEx aus München verspricht ein Hilfsmittel, mit dem Katheter ohne das Risiko einer Blutvergiftung ausgetauscht werden können. Und HBOX aus Aachen präsentierte ein tragbares Gerät zur schnellen Behandlung von Kohlenmonoxidvergiftungen.
„Als B. Braun Stiftung haben wir den Auftrag, Medizintechnik zu fördern und einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung zu leisten“, sagte Prof. Dr. med. Alexander Schachtrupp, Geschäftsführer der B. Braun Stiftung. „Die beeindruckenden und hochqualitativen Ideen, die wir heute gesehen haben, haben erneut unterstrichen, dass der Medtech Pitchday dafür ein ideales Instrument ist.“
"Feine Sache"
In der erstmals ausgeschriebenen Spezialkategorie Nachhaltigkeit trat mit BIOVOX ein Start-up an, das Biokunststoffe für die medizinische Verwendung anbietet. Julian Lotz, Mitgründer und CEO des jungen Darmstädter Unternehmens, lobte den Medtech Pitchday im Anschluss als „superspannende Veranstaltung“. Eine sehr große Bandbreite an Themen sei abgedeckt worden, durch die Teilnahme vieler Key Player aus der Branche hätten sich interessante Kontakte knüpfen lassen. „Aus Start-up-Sicht ist das eine feine Sache.“
Tipps aus der Praxis – nicht nur für Start-ups
Eingerahmt wurden die Pitches von vier Keynotes mit wertvollen Hinweisen nicht nur für junge Unternehmen in der Medizintechnikbranche: Prof. Dr. Axel Mühlbacher, Professor für Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement an der Hochschule Neubrandenburg, erläuterte die „Fallstricke der Regulierung“. Dr. Robert Deisz, Chief Medical Officer Intensive Care bei Philips, sprach über die Bedeutung von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz für eine wertbasierte Pflege. Yannik Schreckenberger, Gründer und Geschäftsführer von HRTBT Medical Solutions, erklärte, wie wichtig die direkte Rückmeldung von Patienten für den erfolgreichen Aufbau eines Medizintechnik-Start-ups ist. Christian Dorn und Ingo Hämmerle von der Stiftung für Medizininnovationen wiesen auf „typische Missverständnisse“ hin, die sich bei der Diskussion mit Stakeholdern ergeben können. Der Medtech Pitchday endete mit der ausführlichen Gelegenheit zum Netzwerken in 1:1-Gesprächen.
„Es war ein intensiver Tag mit exzellenten Präsentationen“, bilanzierte Dr. Anke Caßing, Principalin des High-Tech Gründerfonds, in ihrem Schlusswort. „Der High-Tech Gründerfonds versteht sich als Plattform, die Start-ups mit Industrie und Investor*innen zusammenbringt. Ich freue mich sehr über den diesjährigen Pitchday und seine großartige Resonanz, denn Gesundheit braucht Innovation und Innovation braucht Kooperation.“