Der EMS-Dienstleister Turck duotec hat sich als strategischer Partner an der Dresdner Smart NanoTubes Technologies beteiligt. Gemeinsam sollen neuartige Geruchssensoren entwickelt werden.
Die Turck duotec GmbH gehört zu den führenden EMS- und E2MS-Dienstleistern in Europa und baut ihr Entwicklungsangebot ständig aus. Um weitere innovative Technologien anzubieten, hat sich die duotec als strategischer Partner an dem Deeptech Start-up SmartNanotubes Technologies aus Freital bei Dresden beteiligt. Die beiden Unternehmen entwickeln und industrialisieren eine digitale Nase, mit der Geräten und Maschinen erstmals das Riechen ermöglicht wird. Die Anwendungsgebiete reichen vom Einsatz in der Lebensmittelverarbeitung über die Medizinal-Diagnostik, die Gebäudetechnik, Smart-Home-Lösungen bis hin zur Sicherheitstechnik. Nachdem sich die Turck duotec erst kürzlich an der Leipziger Quantum Technologies beteiligt hat, baut das Unternehmen damit seine Kompetenzen im Bereich Sensorik nun noch weiter aus.
Weltweit erster Mehrkanal-Gasdetektor-Chip
Viktor Bezugly und Birte Sönnichsen haben SmartNanotubes Technologies im Sommer 2020 als Spin-off des Life Science Inkubator Sachsen gegründet und erhielten dabei Unterstützung durch den Technologiegründerfond Sachsen, die TU Dresden Aktiengesellschaft und einen privaten Investor. Das Start-up hat einen Geruchssensor-Chip auf der Basis von Nanomaterialien, den Smell Detector, entwickelt. Der weltweit erste Mehrkanal-Gasdetektor-Chip ist im Vergleich mit derzeit verfügbaren Systemen wesentlich sensitiver, kleiner und energieeffizienter. „Die duotec stellt sich weiter strategisch für die Zukunft auf. Ein wesentliches Element ist die Erweiterung unseres Kompetenzportfolios durch innovative und disruptive Technologien“, erläutert Arthur Rönisch, Geschäftsführer und CIO der duotec. „Mit dieser neuartigen Sensorik sind wir im Markt mehr als die sprichwörtliche Nasenlänge voraus. Wir werden gemeinsam mit unseren Kunden dieses Know-how in deren Produkte einfließen lassen.“
Geruchssensor soll Ende 2021 marktreif sein
Die duotec übernimmt die Industrialisierung der von SmartNanotubes entwickelten e-Nose, die ab dem 4. Quartal 2021 erhältlich sein wird. Damit wird es erstmals möglich sein, mit einem sehr kleinen und in hohen Stückzahlen kos-tengünstig zu produzierenden Chip eine Vielzahl an Gerüchen bzw. flüchtigen organischen Verbindungen (engl. Volatile Organic Compounds (VOC)) zu analysieren. „Die digitale Nase ist eine außergewöhnliche Zukunftstechnologie, denn sie kommt mit ihrer Fähigkeit, ein Vielfaches an Gasen gleichzeitig zu detektieren, der menschlichen Nase viel näher als die bereits am Markt befind-lichen Lösungen. Damit sind bahnbrechende Anwendungen denkbar, etwa, um anhand der Atemluft eines Menschen frühzeitig ernsthafte Erkrankungen wie z.B. Krebs zu diagnostizieren“, erläutert Philipp Mirliauntas, Geschäftsführer und CSO der duotec. „Wir sehen daher in der Zusammenarbeit mit SmartNanotubes Technologies eine ideale Kompetenzergänzung, die es unseren Kun-den zukünftig ermöglichen wird, ihrerseits innovative Produkte zu entwickeln, in den Markt zu bringen und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“
Nanomaterialien imitieren Geruchssinn der Nase
Viktor Bezugly, CEO und Co-Founder von SmartNanotubes Technologies, fügt ergänzend hinzu: „Geruch ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal, z.B. im Bereich der Lebensmittelherstellung. Er spielt aber auch bei der Gefahrenabwehr und im Gesundheitsbereich eine große Rolle“. Die von SmartNanotubes Technologies hergestellten Nanomaterialien sind hochsensitiv und kommen dem Geruchssinn der menschlichen Nase sehr nahe. Der entwickelte Smell Detector detektiert Gase mit einer Auflösung im ppb-Bereich und ist 100 Mal empfindlicher als derzeit verfügbare Technologien. Zudem erlernt und erkennt der Smell Detector mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verschiedene Geruchsmuster. Das Smell Detector Developer Kit ist Raspberry Pi- sowie Arduino-kompatibel und kann in bestehende Geräte integriert werden. Sogar der Ein-satz in einem Roboter ist bereits realisiert. Zudem lässt sich der Gas-Detektor-Chip für kundenspezifische Applikationen anpassen und auf spezifische Geruchs-/Gaskombinationen einstellen. Zurzeit laufen Pilot-Projekte bei dem E²MS-Dienstleister Turck duotec GmbH, dem amerikanischen Sensorhersteller Centaur Analytics Inc. sowie an der TU Dresden und der TU München.