Krankheitserreger über Hanf-basierte Textilien unschädlich machen – dieses Ziel verfolgt ein österreichisches Konsortium unter Beteiligung der React Oxygen+Sportswear GmbH.
Hanf besitzt natürliche viruzide, bakterizide und fungizide Eigenschaften. Die React Oxygen+Sportswear GmbH aus Mondsee, die Schneider GmbH, Eigentümerin der Webfabrik Haslach, und das Österreichischen Forschungs- und Prüfinstitut (OFI) in Wien wollen nun gemeinsam nachweisen, dass Hanf auch in gewebter oder gestrickter Form diese Eigenschaften behält.
Suche nach schonenden Herstellungsverfahren für Hanffaser
Der Cleantech-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria hat das Projekt „NOPE“ initiiert und die passenden Partner zusammengebracht. Das Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie "upperVISION2030" vom Land Oberösterreich gefördert. NOPE steht für „Natural-fibre fOr PrevEntion“. Ziel des Forschungsprojekts ist, Krankheitserreger durch Textilien zu minimieren oder unschädlich zu machen. Dafür setzen die Projektpartner auf Hanf, der von Natur aus eine viruzide, bakterizide und fungizide Wirkung besitzt. Diese wurde auch schon in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Durch Be- und Verarbeitung der Fasern zu Textilien geht diese Wirkung aber oftmals verloren. Die beiden Unternehmen und das Forschungsinstitut OFI wollen nun herausfinden, ob es geeignete Verfahren gibt, die diese Eigenschaften erhalten. Gleichzeitig soll die Hautverträglichkeit gewährleistet sein. Auf Basis der Prüfergebnisse sollen neue textile Produkte entwickelt werden, die zur Eindämmung von Krankheiten wie COVID-19 beitragen.
Eine viruzide bzw. bakterizide Wirkung der ressourcenschonenden Hanffaser wurde schon teilweise durch wissenschaftliche Publikationen bestätigt. Die Eigenschaften sollen nun vom Forschungsinstitut OFI bestätigt werden. Bei positiven Resultaten ergeben sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in der Medizintechnik und Textilindustrie. „Ich denke an einen weiterentwickelten Mund-Nasen-Schutz oder an wiederverwendbare Textilien für Sportbekleidung oder für die Lebensmittelbranche, die unter wesentlich milderen Energie- und ressourcenschonenden Bedingungen gereinigt werden können“, sagt Gerald Beck, Geschäftsführer der React Oxygen+Sportswear GmbH und Projektkoordinator bei NOPE.
Produktportfolio erweitern
Die React GmbH vertreibt patentierte Hanf-Sportkleidung und kann daher die nachgewiesenen Funktionalitäten auf bestehende Hanfprodukte übertragen. Das Unternehmen produziert außerdem zunehmend unter Nachhaltigkeitsaspekten. „Durch die zusätzlichen positiven Produkteigenschaften könnten wir unser gesamtes Produktportfolio erheblich aufwerten und weitere Anwendungen z. B. im Krankenhaus oder bei Arbeitsbekleidung als zusätzliches Geschäftsfeld erschließen“, ergänzt Beck.
Die Firma Schneider GmbH ist im Projekt – unter anderem – verantwortlich für die Herstellung des Hanfgewebes als Basis für die Werkstoffprüfungen. „Da wir in der Webfabrik Haslach gegenwärtig Baumwolle verarbeiten, können wir vergleichbare Fasern in den Produktionsprozess aufnehmen“, sagt Betriebsleiter Willibald Hackl. „Bei positiven Prüfergebnissen ergeben sich beispielsweise neue Produkte wie gesundheitsschonende Bettwäsche, die Verwendung als Mund-Nasen-Schutz sowie weitere Anwendungen in der Medizintechnik.“ Hackl hat bereits einen baumwollbasierten Mund-Nasen-Schutz entwickelt. Diese Erfahrung wird in das Projekt NOPE einfließen.
Neben der Initiierung des Projekts und der Zusammenstellung des Projektkonsortiums hat der Cleantech-Cluster (CTC) der oö. Standortagentur Business Upper Austria beim Förderantrag und dessen Einreichung unterstützt sowie das Projektmanagement übernommen. Der CTC fungiert auch als Schnittstelle zu anderen Branchen-Clustern wie dem Medizintechnik- und Lebensmittel-Cluster, um ein Netzwerk für Folgeprojekte in diesen Branchen aufzubauen. „Hanf war und ist ein zukunftsfähiger nachwachsender Rohstoff, dessen intelligenter Einsatz Ressourcen und Energie schont. Aufbauend auf diesem Projekt können vielfältige klimaschonende Wertschöpfungsketten entwickelt und der Produktionsstandort Oberösterreich weiter ausgebaut werden“, begründet CTC-Projektmanager Dorian Wessely sein Engagement.