Der Tübinger Medtech-Investor SHS beteiligt sich an der Tuttlinger Blue Ocean Spine GmbH, einem Spezialisten für funktionale Wirbelsäulenimplantate.
Für die SHS und den Gründer von Blue Ocean Spine, Guntmar Eisen, ist es bereits die zweite Zusammenarbeit – die gemeinsame Gesellschaft EIT Emerging Implant Technologies GmbH. Diese wurde 2018 an Johnson & Johnson verkauft. Teile der Firma, die J&J nicht selbst weiterentwickeln wollte, sind seit Herbst 2020 offiziell in die neue Firma Blue Ocean Spine GmbH mit Sitz in Tuttlingen übergegangen. Ihr Ziel ist es, die nächste Generation von Wirbelsäulenimplantaten zu entwickeln, die in situ exakt an die Patientenbedürfnisse angepasst werden können. Im Gegensatz zu herkömmlichen Cage-Implantaten für die Wirbelzwischenräume werden es die Implantate von Blue Ocean Spine den Chirurgen ermöglichen, auf zusätzliche Verschraubungen zu verzichten. Außerdem werden sie nicht mehr eine Vielzahl von Implantat-Varianten in verschiedenen Größen und Abmessungen vorhalten müssen. Für Operateure sollen die Eingriffe somit effizienter und für Patienten sicherer werden.
Die neuartigen Implantate, hergestellt mit additiven Fertigungsverfahren, unterstützen minimalinvasive Fusionsoperationen in der Wirbelsäulenchirurgie. Aus Sicht des Unternehmens ermöglichen expandierbare Fusionscage-Designs eine bessere Anpassung an die individuelle Anatomie des Patienten und eine präzise Wiederherstellung der Segmenthöhe und Neuausrichtung der Wirbelsäulenkrümmung. Integrierte, ausfahrbare Anker in ALIF- und lateralen Fusionscages unterstützen minimalinvasive Operationsansätze an der Wirbelsäule und ermöglichen eine sichere Fixierung im Zwischenwirbelraum ohne zusätzliche Verschraubungen.
Schwere Rückenleiden möglichst schonend operieren
Damit widmet sich das Unternehmen einem speziellen Bereich der Therapie von Rückenleiden, die mit schweren degenerativen Erkrankungen und einer Instabilität der Wirbelsäule einhergehen. Diese können nur noch mit einer Operation therapiert werden. Dabei wird in der Regel ein Versteifungsimplantat zur Stabilisierung der Wirbelsäule eingesetzt. Der Bandscheibenplatzhalter, der sogenannte Cage, wird zwischen die Wirbel implantiert und fixiert. Meist erfolgt zusätzlich eine Stabilisierung mit Schrauben und Stabsystemen.
Der erfahrene Ingenieur und Seriengründer Guntmar Eisen entwickelt nun mit seinem neuen Tuttlinger Unternehmen Blue Ocean Spine auf Basis der EIT-Erfahrungen ein Portfolio an innovativen, funktionalen und adaptierbaren Cage-Systemen – manche dieser Implantate sollen komplett ohne zusätzliche Schraubenfixation auskommen können. Laut SHS sei man auch weiterhin mit J&J in Kontakt. Im Erfolgsfall sind weitergehende Kooperationen nicht ausgeschlossen. An der Finanzierung der Firma sind neben der SHS auch Eisen selbst sowie weitere private Unterstützer des Gründers beteiligt.
Cage-Implantate der nächsten Generation
„Mit den Systemen von Blue Ocean Spine haben wir es mit Cage-Implantaten der nächsten Generation zu tun“, sagt Patrick Frohnheiser, Investment Manager bei SHS. „Eingriffe werden damit schneller und sicherer. Wir sind überzeugt, dass sich diese Systeme durchsetzen werden, und wollen Blue Ocean Spine mit Eigenkapital und unserem großen Netzwerk unterstützen.“
Die verschiedenen Implantate von Blue Ocean Spine werden im 3D-Druck-Verfahren hergestellt. Dadurch kann im Vergleich zu Wettbewerbssystemen ein erheblicher Kostenvorteil erzielt werden. Sogenannte expandierbare Cages lassen sich in Höhe, Breite und Lordose-Winkel unabhängig voneinander einstellen. Bisher musste eine Klinik für die unterschiedlichen Patienten eine Vielzahl von starren Cage-Implantaten in verschiedenen Ausführungen vorhalten. Das ist aufwendig und teuer. Durch die neue Generation von Blue Ocean Spine Cages könnten sich diese Kosten zukünftig deutlich reduzieren lassen. Andere Modelle aus dem Blue Ocean Spine-Portfolio besitzen integrierte Verankerungen, die sich vom Operateur in wenigen Arbeitsschritten sicher zwischen den Wirbeln des Patienten fixieren lassen und dadurch minimalinvasive Zugangstechniken unterstützen. Teilweise werden zusätzliche Verschraubungen obsolet.
Fortsetzung einer erfolgreichen Partnerschaft
„Wir freuen uns, dass wir SHS als erfahrenen Brancheninvestor wieder als Partner im Boot haben, und können nun mit Hochdruck an der Entwicklung und Produktion unserer innovativen Cage-Implantate arbeiten“, sagt Firmengründer Guntmar Eisen, der seit mehr als 25 Jahren für die Wirbelsäulenchirurgie tätig ist und bereits eine Reihe von innovativen Unternehmen gegründet und veräußert hat. „Wenn alles nach Plan läuft, werden wir bereits 2022 die FDA-Zulassung in den USA beantragen, das ist der größte Markt für Wirbelsäulenimplantate.“
„Guntmar Eisen ist einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer in der Medizintechnik. Wir freuen uns sehr, die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortzusetzen. Blue Ocean Spine ist eine exzellente Ergänzung mit viel Potential für unsere fünfte Fondsgeneration“, so Dr. Bernhard Schirmers, geschäftsführender Partner der SHS.